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Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und
Grundlagen des Entwerfens

Schinkelstrasse 1, 52062 Aachen
T: +49 241 8095009,
mail@wohnbau.rwth-aachen.de

Impressum

https://wohnbau.arch.rwth-aachen.de:443/files/gimgs/th-73_M1 Wohnwandel Bild.png

M1 - Wohnwandel

Termine

Betreuung: Dienstags 10h00

14.10.2014, Ausgabe des Entwurfs 10h00
21.10.2014, Betreuung, Referate 10h00
28.10.2014, Exkursion nach Köln 10h00
19.11.2014, Kolloquium 1 10h00
24.11.2014 - 28.11.2014, Weiße Woche | Workshop
17.12.2014, Kolloquium 2 10h00
28.01.2014, Kolloquium 3 10h00
18.02.2015, Endkolloquium 10h00

Anerkennung: 15 CP

Teilnehmer: 12 Studenten

Lehrende

Lehrstuhl für Wohnbau und Grundlagen des Entwerfens - Prof. ir. Wim van den Bergh
M.Sc. Golshan Majlessi

Aufgabe

Thema

„…Ihre Wohnung ist immer einzig …. Im Prinzip eine Schachtel mit einem Wohnraum… Zwischenwände so verschiebbar , dass das Hausinnere immer leicht jedem Wunsch folgen kann… Wandlungsfähig ist das Haus wie der Mensch, beweglich und doch fest.“
Bruno Taut, 1920 „Die Auflösung der Städte“

Die heutige Gesellschaft verändert sich beständig, Lebensstile und Anforderungen an Räumen wandeln sich. Doch noch immer gibt es zu wenig typologische Vielfalt im Wohnungsbau. Die Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft machen daher eine größere Vielfalt, mehr Anpassungsmöglichkeiten und sukzessiv erweiterbare Wohnformen notwendig.
Die Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt steigt stetig, sowie der Wunsch nach mehr Wohnfläche. Aufgrund der Verkleinerung der Haushaltsgrößen und der Verlagerung berufsbezogener Arbeit in die Wohnung sowie angesichts anhaltender Ungleichheit auf dem Wohnungsmarkt, wird sich die Nachfrage nach mehr bezahlbaren Wohnraum
auch bei rückläufiger Bevölkerung gerade in Großstädten weiter fortsetzen.
Die Lebens- und Wohnweisen werden sich weiter ausdifferenzieren, sowie die Anforderungen an die Flexibilität der Wohnräume. Ein entscheidender Wandlungsparameter ist hierbei der Bedarf nach mehr Komfort und Wohnraum. Alleine in den letzten 50 Jahren hat sich dieser verdoppelt. Der Bedarf an Wohnraum lag 1965 pro Person bei 22m², 1998 noch bei 39m² und heute schon bei 45m² pro Person, womit das Wohnen einen tiefgreifenden Wandel erfährt. Weitere Parameter dieses Wandels sind unteranderem: Änderungen in der Sozial-, Alters- und Familienstruktur sowie in den Arbeitsverhältnissen. Deren Auswirkungen auf die Wohnverhältnisse können nur vermutet werden. Über den Wohnalltag der Bevölkerung, über ihre Lebensmodelle, Formen des Zusammenlebens und Nutzungsweisen des Raums, gibt es aktuell kaum empirische Studien.
Im Entwurfsprozess soll eine konkrete Analyse dieser Aspekte neue Lösungsansätze bieten. Die langfristige Nutzbarkeit von Gebäuden sowie die Erkenntnis, dass sich die Ansprüche der Nutzer oft schneller ändern, als die Gebäude dies zulassen, sind hierbei wichtige Einflüsse.
Wie entwickeln sich momentan und in der Zukunft die Lebens- und Wohnformen? Und was bedeutet diese Entwicklung für den Wohnungsbau und für die Architektur? Für wen bauen wir? Welche Entwicklungen in der Gesellschaft, in den Nutzerbedürfnissen und im urbanen Umfeld machen tatsächlich neue Entwurfsstrategien erforderlich? Lebensabschnittsgemeinschaften, Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Singles, freie Wohngemeinschaften. Für alle diese Szenarien gibt es nur spezielle Wohnungstypen, die selten an den richtigen Orten liegen. Es stellt sich die Frage, warum sie nicht umziehen, wenn sich ihre Lebensumstände ändern? Aber warum passen sich nicht ihre Wohnungen an? Diese Fragen sollen im Entwurf Wohnwandel kritisch hinterfragt werden und dabei neue Entwurfsstrategien ermöglichen.
Ziel ist es Wohnräume für eine nicht vorhersagbare Zukunft zu entwerfen, die auf die sich ändernden Bedürfnisse der Menschen in den nächsten Jahrzehnten eingehen. Diese neuen Wohnformen sollen hierbei kostengünstige und anpassungsfähige Möglichkeiten in einer Großstadt wie Köln bieten. Gesucht sind Wohnformen, in denen sich der Individualismus genauso wiederfindet wie die Möglichkeit, Gemeinschaften zu bilden und sich ändernde Lebensumstände ohne große Maßnahmen anpassen lassen. Im Entwurf Wohnwandel sollen neue Ansätze einer Architektur geschaffen werden, die den Lebenszyklen der Bewohner gerecht werden und dabei Gebäudestrukturen ermöglichen die Interpretationsräume für die unterschiedlichen Lebensmodelle schaffen.

Ort

Der Entwurf Wohnwandel soll exemplarisch als Experiment auf dem Großmarktgelände in Köln entwickelt werden und dabei auf die ortsspezifischen Gegebenheiten eingehen. Das zu bearbeitende Gebiet auch „ESIE“ (Entwicklungskonzept südliche Innenstadt-Erweiterung) genannt, liegt im Süden von Köln im Grüngürtel. Es erstreckt sich südlich des innerstädtischen Eisenbahnringes vom Rhein bis zum Höninger Weg und wird im Süden begrenzt durch den Straßenzug Schönhauser Straße, Marktstraße, Bischofsweg, Am Vorgebirgstor in Bayenthal, Raderberg und Zollstock. Innerhalb des Gebiets liegt momentan noch der Kölner Großmarkt, der ehemalige Güterbahnhof Bonntor und das Areal der früheren Dom-Brauerei an der Alteburger Straße. Die Stadt Köln hat für dieses Gebiet ein Entwurfskonzept vorgesehen, welches den Inneren Grüngürtel mit einer angemessenen Breite bis zum Rhein fortführt. Der neue Innere Grüngürtel soll zukünftig städtebaulich gefasst werden mit Dienstleistungs- und Wohnnutzungen im Norden, entlang des Eisenbahnrings. An der denkmalgeschützten und zu erhaltenden Großmarkthalle sowie auf den ehemaligen Brauereiflächen soll ein neues Wohnviertel entstehen. Die prominiente Lage bietet hierbei die Ausgangssituation für den Entwurf Wohnwandel. Während des Entwurfsprozess wird innerhalb des Gebiets ein Ort für den jeweiligen Entwurf festgelegt. Dieser soll anhand von einer signifikanten Ortsanalyse definiert und durch die jeweiligen spezifischen Lösungsstrategien begründet werden. Die Exkursion vor Ort wird durch eine Führung durch Herrn Wevering von der Stadt Köln begleitet und bietet uns damit eine nähere Betrachtung des Areals. Herr Wevering wird uns im Laufe des Entwurfs als Gastkritiker bei weitere Fragen zum Ort und zum Entwurfskonzept „ESIE“ begleiten.

Methode

Als Grundlage und Annährung an das Thema Wohnwandel beschäftigen wir uns zu Beginn des Semesters mit Projekten, die auf einen Wohnwandel eingehen, eine rahmende Infrastruktur für einen Wandel bieten oder diesen sogar in der Planung mit einbezogen haben. Anhand dieser Untersuchung werden wir grundlegende Fragen zu Wandlungsmöglichkeiten in der Architektur behandeln. Wie ist der zeitliche Ablauf? Welche Taktiken gibt es? Wie verändern sich die Wohnräume? Welche Parameter spielen dabei eine Rolle? Welche Regeln und Gesetzte gibt es um eine Wandlung möglich zu machen? Wie viel Infrastruktur ist notwendig? Welche Rolle spielt der Bewohner? Und wie viel trägt er zu einer Wandlung bei?
Im weiteren Schritt soll jeder in einer intensiven Recherchearbeit nach neuen Lösungsansätzen und Strategien suchen, die aus anderen Bereichen der Architektur neue Möglichkeiten für wandlungsfähigen und kostengünstigen Wohnraum bieten. Die Analysen sollen euch im weiteren Entwurfsprozess helfen, eine architektonische Haltung und neue Fragestellungen zum Thema Wohnwandel zu definieren.

Workshop

In der weißen Woche werden wir intensiv im Workshop ein Frontispiz in Form von einer bildhaften Collage erarbeiten. Hierzu werden wir verschiedene Methoden anwenden, die mit zusätzlicher Hilfe von Künstlern erarbeitet werden. Anhand der Collagen sollen eure Absichten illustrativ vordefiniert werden, um damit eure konkreten Vorstellungen des Wohnwandels zu veranschaulichen. Im nächsten Schritt werden mit Hilfe von weiteren Bildern oder einem Kurzfilm, beziehungsweise einem Stopmotionfilm, die zeitlichen Abläufe des Wohnwandels weiter ausdifferenziert. Am Ende des Workshops gibt es eine kleine Präsentation und ein Feedback im Rahmen eines Umtrunks.