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Lehrstuhl und Institut für Wohnbau und
Grundlagen des Entwerfens

Schinkelstrasse 1, 52062 Aachen
T: +49 241 8095009,
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Impressum

M1

Wohnwandel


Termine

Betreuung: dienstags | im Lehrstuhl, ggf. digital via Zoom

Ausgabe: Di, 12.04.2022 | Seminarraum R.311, ggf. digital
Ortsbesichtigung: Di, 03.05.2022 | 10h00 | Treffen vor Ort
1. Kolloquium: Di, 17.05.2022 | 10h30 | Foyer Reiff
2. Kolloquium: Di, 28.06.2022 | 10h30 | Foyer Reiff
Endkolloquium: Di, 16.08.2022 | 10h30 | Foyer Reiff


Lehrende

Gastkritikerin: Juliane Greb, Dipl-Ing. Architektin
Betreuerin: Golshan Majlessi, M.Sc. RWTH Architektin


Thema:

„…Ihre Wohnung ist immer einzig …. Im Prinzip eine Schachtel mit einem Wohnraum… Zwischenwände so verschiebbar , dass das Hausinnere immer leicht jedem Wunsch folgen kann… Wandlungsfähig ist das Haus wie der Mensch, beweglich und doch fest.“
Bruno Taut, 1920 „Die Auflösung der Städte“

Die heutige Gesellschaft verändert sich beständig, Lebensstile und Anforderungen an Räumen wandeln sich. Doch noch immer gibt es zu wenig typologische Vielfalt im Wohnungsbau. Die Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft machen daher eine größere Vielfalt, mehr Anpassungsmöglichkeiten und sukzessiv erweiterbare Wohnformen notwendig.
Die Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt steigt stetig, sowie der Wunsch nach mehr Wohnfläche. Aufgrund der Verkleinerung der Haushaltsgrößen und der Verlagerung berufsbezogener Arbeit in die Wohnung sowie angesichts anhaltender Ungleichheit auf dem Wohnungsmarkt, wird sich die Nachfrage nach mehr bezahlbaren Wohnraum auch bei rückläufiger Bevölkerung gerade in Großstädten weiter fortsetzen. Die Lebens- und Wohnweisen werden sich weiter ausdifferenzieren, sowie die Anforderungen an die Flexibilität der Wohnräume. Ein entscheidender Wandlungsparameter ist hierbei der Bedarf nach mehr Komfort und Wohnraum. Alleine in den letzten 50 Jahren hat sich dieser verdoppelt. Der Bedarf an Wohnraum lag 1965 pro Person bei 22m², 1998 noch bei 39m² und heute schon bei 45m² pro Person, womit das Wohnen einen tiefgreifenden Wandel erfährt. Weitere Parameter dieses Wandels sind unter anderem: Änderungen in der Sozial-, Alters- und Familienstruktur sowie in den Arbeitsverhältnissen. Deren Auswirkungen auf die Wohnverhältnisse können nur vermutet werden. Über den Wohnalltag der Bevölkerung, über ihre Lebensmodelle, Formen des Zusammenlebens und Nutzungsweisen des Raums, gibt es aktuell kaum empirische Studien.

Im Entwurfsprozess soll eine konkrete Analyse dieser Aspekte neue Lösungsansätze bieten. Die langfristige Nutzbarkeit von Gebäuden sowie die Erkenntnis, dass sich die Ansprüche der Nutzer oft schneller ändern, als die Gebäude dies zulassen, sind hierbei wichtige Einflüsse.

Wie entwickeln sich momentan und in der Zukunft die Lebens- und Wohnformen? Und was bedeutet diese Entwicklung für den Wohnungsbau und für die Architektur? Für wen bauen wir? Welche Entwicklungen in der Gesellschaft, in den Nutzerbedürfnissen und im urbanen Umfeld machen tatsächlich neue Entwurfsstrategien erforderlich?

Lebensabschnittsgemeinschaften, Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Singles, freie Wohngemeinschaften, kollektives Wohnen. Für alle diese Szenarien gibt es nur spezielle Wohnungstypen, die selten an den richtigen Orten liegen. Es stellt sich die Frage, warum sie nicht umziehen, wenn sich ihre Lebensumstände ändern? Aber warum passen sich nicht ihre Wohnungen an? Diese Fragen sollen im Entwurf Wohnwandel kritisch hinterfragt werden und dabei neue Entwurfsstrategien ermöglichen.

Ziel ist es Wohnräume für eine nicht vorhersagbare Zukunft zu entwerfen, die auf die sich ändernden Bedürfnisse der Menschen in den nächsten Jahrzehnten eingehen. Diese neuen Wohnformen sollen hierbei kostengünstige, nutzungsoffene und anpassungsfähige Möglichkeiten in einer Großstadt wie Köln bieten. Gesucht sind Wohnformen, in denen sich der Individualismus genauso wiederfindet wie die Möglichkeit, Gemeinschaften zu bilden und sich ändernde Lebensumstände ohne große Maßnahmen anpassen lassen. Im Entwurf Wohnwandel sollen neue Ansätze einer Architektur geschaffen werden, die den Lebenszyklen der Bewohner gerecht werden und dabei Gebäudestrukturen ermöglichen die Interpretationsräume für die unterschiedlichen Lebensmodelle schaffen.